Das „Nein“ zur Abspaltung Schottlands gibt Hoffnung für das Europäische Projekt
Das Votum der Mehrheit der schottischen Bevölkerung zum Verbleib im Vereinigten Königreich ist auch ein Bekenntnis zur Europäischen Einigung. Die Europäische Union ist der Ort, an dem eine Nation ihre eigene Identität und Tradition leben kann, ohne nach staatlicher Souveränität verlangen zu müssen.
Der knappe Ausgang sollte eine Warnung für Premierminister Cameron sein. Er hat schon einmal mit den Feuer gespielt, als er der schottischen Regierung eine ausschließliche „Ja oder Nein“-Frage zur Unabhängigkeit aufzwang. Die mildere, aber damals von ihm ausgeschlossene Alternative Dezentralisierung kommt nach den Zugeständnissen der letzten Tage nun ohnehin.
Das von David Cameron für 2016 oder 2017 angekündigte Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft ist die noch größere Gefährdung für die Europäische Integration. Der Austritt des Vereinigten Königreiches wäre das Ende einer Epoche und würde noch mehr Instabilität in die europäische Ordnung bringen, als sie ohnehin seit der Ukraine-Krise herrscht.
Sollte es nach einem Referendum zum Austritt Großbritanniens aus der EU kommen, hat die schottische Nation jedes Recht, als souveräner Staat ihren Platz in der Europäischen Union zu finden.
Die Frage der Unabhängigkeit Schottlands ist somit zunächst nur vertagt. David Cameron kann sie ein für alle Mal klären, indem er seine verfehlte Europapolitik korrigiert – und für den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU kämpft.